Glasnost & Perestroika

Glasnost und Perestroika

Michail Gorbatschow trifft 1986 auf dem XI. Parteitag der SED in Ost-Berlin ein. Viele DDR-Bürger knüpfen an seinen Besuch die Hoffnung auf Reformen auch in ihrem Land. Die DDR-Regierung unter Erich Honecker ist keineswegs glücklich über die politische Entwicklung im Mutterland des Sozialismus; Foto: Klaus Mehner

Glasnost und Perestroika

Mit ihrer von einem großen Medienaufgebot begleiteten Truppenreduzierung setzt die Sowjetunion im Mai 1989 ihren Prozess der militärischen Entspannung fort, der schließlich im kompletten Abzug der sowjetischen Besatzungsmacht aus Deutschland gipfelt, Jüterbog, 1989; Foto: Klaus Mehner

Glasnost und Perestroika

Mit ihrer von einem großen Medienaufgebot begleiteten Truppenreduzierung setzt die Sowjetunion im Mai 1989 ihren Prozess der militärischen Entspannung fort, der schließlich im kompletten Abzug der sowjetischen Besatzungsmacht aus Deutschland gipfelt, Jüterbog, 1989; Foto: Klaus Mehner

1985 - 1990

Entspannung

Ein Jahr, nachdem Michail Gorbatschow Generalsekretär der KPdSU und damit neuer Staatschef geworden ist, leitet er in der Sowjetunion jene Reformen ein, die mit den Begriffen Glasnost (Offenheit, Transparenz) und Perestroika (Umgestaltung) verknüpft sind. Die Wirtschaft des Landes liegt am Boden und braucht dringende Innovationen. Doch Glasnost heißt auch Aufhebung der Presse-Zensur, bedeutet Rede-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit... etwas völlig Neues für Sowjetbürger.

Ebenfalls von 1986 an reduziert Gorbatschow die horrenden Militärausgaben, drängt überhaupt den Einfluss der Militärs auf die Außenpolitik zurück. Er setzt auf Entspannung mit dem Westen, um im eigenen Land freie Hand für Wirtschaftsrefor-
men zu haben. 1988 stellt er vor den Vereinten Nationen einseitige Abrüstungsschritte in Aussicht. Und er beendet die Breschnew-Doktrin von 1968, welche nach der Niederschlag-
ung des Prager Frühlings die Vorherrschaft der Sowjetunion über die Ostblockstaaten festschrieb und ihr Eingreifen, sollte der Sozialismus in einem dieser Staaten bedroht sein.
Von nun an kann jedes Land des Warschauer Paktes seine Staatsform selbst bestimmen.
Dieses von den unterdrückten Staaten kaum noch für möglich gehaltene Versprechen beflügelt den gesellschaftlichen Umbruch in Osteuropa und trägt zum Erfolg der überwiegend friedlichen Revolution bei. Der DDR-Regierung ist der neue Kurs ein Graus. Deutlich spüren die Genossen von ZK und Politbüro, von Staatssicherheit und Armee, Polizeiapparat und Justiz die drohende Gefahr für den eigenen Machterhalt. Doch aufhalten können sie den Wandel am Ende nicht.

Die UdSSR ist auseinandergebrochen

Der Wiedervereinigung Deutschlands - von der großen Mehrheit der Bürger in Ost und West gewünscht - stellt sich die Sowjetunion 1990 nicht in den Weg.
„Zwei plus Vier” heißt die Konstellation für einen Verhand-
lungsmarathon, der Deutschland schließlich in die Einheit führt und eine weiter bestehende Mitgliedschaft in der NATO ermöglicht. Hunderttausende sowjetische, amerikanische, britische und französische Soldaten werden Deutschland verlassen, das mit der Wiedervereinigung völkerrechtlich seine volle Souveränität wiedererlangt hat.
Moskau erhält für sein Entgegenkommen eine zweistellige Milliardensumme. Auch verpflichtet sich die Bundesregierung, für einen Großteil der etwa 550 000 abziehenden Sowjet-
soldaten und Zivilangehörigen Wohnraum zu schaffen. Deren Abzug soll zwischen 1991 und 1994 erfolgen.

Anfangs noch unter großer medialer Aufmerksamkeit, lässt das Interesse am Abzugsgeschehen bald nach. Die Ostdeutschen haben jetzt andere Sorgen. Integriert in ein stabiles, doch ihnen unbekanntes Wirtschaftssystem, müssen sie ihren neuen Platz finden. Zudem können sie endlich die Welt bereisen. Nein, sie leiden nicht unter Trennungsschmerz beim Abzug ihrer Besatzer. Doch wünschen die meisten, den Soldaten möge es gut gehen nach der Rückkehr in ihr Heimatland. Dieses Heimatland gibt es nicht mehr: Die UdSSR ist 1991 auseinandergebrochen. Wer aus der Sowjetunion in die DDR kam, kehrt nun aus Deutschland nach Russland, Usbekistan oder Lettland zurück.

Abschiedsparade

Im Januar 1991 beginnt die gigantischste Truppenverlegung zu Friedenszeiten in der Geschichte des Militärwesens: Zeitgleich werden aus Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn und der DDR die sowjetischen Streitkräfte abgezogen. Die Rückkehr der GSSD-Armeen und der vollständige Abbau ihres militärischen Geräts dauert dreieinhalb Jahre.

„Leb wohl, Deutschland” steht auf dem letzten russischen Panzer, der die Bundesrepublik verlässt.

Hintergrundfoto: Klaus Mehner