Wo ist mein Vater?

Wo ist mein Vater?

Lenindenkmal vor der ehemaligen Kommandantur in Fürstenberg, 2015; Foto: Milen Radev

Wo ist mein Vater?

Ursula Hofmann, 1956; Alexander Latotzky / "Sascha", 1959; Der ukrainische Soldat Wladimir J. Brjutschkowski, 1943; Fotos: Privatarchiv Latotzky

Wo ist mein Vater?

2001 besucht Wladimir J. Brjutschkowski seinen Sohn Alexander in Berlin. Hier mit Sohn und Enkelin Nele.

Wo ist mein Vater?

1995 werden Alexander und seine Mutter in Moskau rehabilitiert.

Wo ist mein Vater?

Für die Öffentlichkeit gesperrtes, schwer kontaminiertes Gelände der Wismut AG, Lichtenberg in Thüringen, 1991; Foto: Klaus Mehner

1991 - heute

Nachwirkungen

Gräber und Gedenkstätten erinnern an gefallene Soldaten und eine mehr als vierzigjährige Besatzung in einem Staat, der selbst Vergangenheit ist. Und auch der sowjetische Truppenabzug erlebt nun schon seine Jahrestage. DDR-Bürger, welche die Verbrechen Stalins aushalten mussten, sind mittlerweile rehabilitiert. Kinder haben sich auf die Suche nach ihren unbekannten russischen Vätern gemacht und dabei meist neue Verwandte gefunden. Tatsächliche deutsch-sowjetische Freundschaften haben den Abzug überdauert, wozu hat man denn Russisch gelernt.
Das Bombodrom Wittstock wurde noch einige Jahre von der Bundeswehr genutzt, auf einem sowjetischen Flugplatz südlich von Berlin entstand ein tropischer Freizeitpark. In einem einst abgeschotteten Mecklenburger Wald stöbert der Förster Reste von SS 12-Raketen auf. Verlassene Militärstädte sind heute beliebte Film- und Fotomotive...

Das Ende der sowjetischen Besatzung in Osteuropa ging mit einem alles überstrahlenden Glücksgefühl einher. Voller Hoffnung wurden demokratische Strukturen errichtet. Und es herrschte die tiefe Überzeugung, in der leidvollen Geschichte Europas nun das Ende imperialer Besatzungen erleben zu dürfen. Das aber war ein Irrtum.

Auch Alexander Latotzky, geboren 1948 in einem sowjetischen Speziallager, macht sich auf die Suche nach seinem Vater. Er erlebt 1999 eine große Überraschung: Der Vater wurde nicht hingerichtet, er lebt! Er wohnt mit seiner Familie in einem Dorf in der Nähe von Tilsit.

Verseuchte Landschaften

Die Hinterlassenschaften der sowjetischen Besatzer wirken lange nach: Allein bis 1996 sterben mehr als 20 000 ehemalige Wismut-Kumpel an Lungenkrebs und Silikose.
1200 Quadratkilometer Landschaft sind in Sachsen und Thüringen uran-kontaminiert, 3600 Halden verschwinden
nicht einfach.
Und von Munition und Treibstoff verseuchte Landschaften werden auch noch für unsere Nachkommen ein Thema sein.

Hintergrundfoto: Natascha Paulick