Soldat in einem fremden Land

Soldat in einem fremden Land

Unterricht in der 2. Gardepanzerarmee der GSSD in Fürstenberg / Havel 1979; Foto: Archiv BStU

Soldat in einem fremden Land

Besuch von Erich Honecker bei Einheiten der GSSD, 1984; Foto: Archiv BStU

Soldat in einem fremden Land

Gebietskarte mit sowjetischen Sperrbezirken um die Stadt Wismar; Foto: Archiv BStU

1971 - 1990

Armee ist wie Gefängnishaft

„Das Leben in der Sowjetarmee wird von speziellen Vorschriften und Militärgesetzen geregelt, die vom Obersten Sowjet bestätigt sind. Doch in der Praxis sieht das anders aus: All diese offiziellen Vorschriften werden nicht eingehalten. Die jeweiligen Militärbehörden verfahren nach ihren eigenen Gesetzen...”

So beschreibt Anatoly Kusnetzow, Oberleutnant der GSSD seit 1986, nach seiner Flucht 1990 in den Westen den Alltag in der sowjetischen Kaserne: „... Die Sowjetarmee ist ein Staat im Staate und von der Außenwelt weitgehend isoliert. Doch für im Ausland stationierte Truppen gilt dies noch in verstärktem Maße, und erst recht für die in Deutschland stationierte Westgruppe.

„Die Beziehungen zwischen Soldaten und Offizieren sollen beispielsweise kameradschaftlich sein, wie unter Waffenkameraden. In Wirklichkeit gibt es zwischen Soldaten und Offizieren einen scharfen Gegensatz: Die Soldaten sehen in den Offizieren ihre Verfolger, die sie ihrer Freiheit berauben, weil der Dienst in der Armee ihnen als Zwang erscheint. Und durchaus kann man den Dienst einfacher Soldaten in der Sowjetarmee mit einer Gefängnishaft vergleichen, was das Leben und die zwischenmenschlichen Beziehungen betrifft. Sie sind vielerlei Schikanen ausgesetzt...”

Auszug Interview mit dem Historiker Thomas Ammer,
Deutschland Archiv 1992

Zahlen, Dimensionen

Die Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD) ist der größte außerhalb der UdSSR stationierte Großkampfverband der Sowjetarmee. Ihr gehören in der zweiten Hälfte der Besatzungszeit an:
362 680 Soldaten und 117 400 zivile Mitarbeiter

Die Sowjetarmee verfügt in der DDR über:
5 880 Kampfpanzer
9 700 Schützenpanzerwagen
4 624 größere Artillerierohre

Stationiert sind etwa 800 Waffensysteme für Kurz- und Mittelstreckenraketen. Hinzu kommen:
698 Kampfhubschrauber und
691 Kampfflugzeuge

Die Sowjetarmee unterhält in der DDR 1 026 Liegenschaften mit einer Fläche von 2 430 Quadratkilometern. Dazu zählen 172 große Kasernenkomplexe sowie etwa 130 Truppenübungs- und 54 Flugplätze.
Die GSSD verfügt über 160 zentrale Depots, darunter 113 Depots mit 680 000 Tonnen Munition der Landstreitkräfte.
Weitere 320 000 Tonnen befinden sich im beweglichen Truppenbestand.
101 Großtank-Lager der Landstreitkräfte bevorraten 530 000 Tonnen Treib- und Betriebsstoffe, ausreichend für etwa 40 Kampftage.

Hintergrundfoto: Bundesarchiv